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Gedenkrede von Botschafter Plötner am Volkstrauertag auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Dionysos-Rapentosa
Botschafter Plötner: „Das Geschehene muss uns als Mahnung dienen“, © Deutsche Botschaft Athen
Traditionell wurde am Volkstrauertag aller Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft mit einer Gedenkfeier mit Kranzniederlegung auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Dionysos-Rapentosa gedacht.
Exzellenzen, Sehr geehrte Anwesende!
Hier, auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Dionysos-Rapentosa, haben fast 10.000 Soldaten ihre letzte Ruhe gefunden - die weitaus größte Zahl fiel im Zweiten Weltkrieg. Wir stehen stumm vor all diesen Grabsteinen, vor all‘ diesem Leid. Und aus vielen Gesprächen weiß ich darum, wie sehr das Leid nachwirkt, das Griechinnen und Griechen während der Zeit der deutschen Besatzung erfahren haben, wie lebendig die Erinnerung an die eigenen Opfer ist.
Wir gedenken heute dieser jungen Soldaten, die von einer verbrecherischen Führung in den Krieg geschickt wurden. Sie verloren ihr Leben für den Wahn Weniger. Ein Wahn allerdings, der von viel zu vielen im damaligen Deutschland geteilt wurde. Sie waren Opfer, aber - auch das gehört zur ganzen schmerzhaften Wahrheit – zu viele haben auch Schuld auf sich geladen.
Und deswegen müssen wir hier und heute auch der abertausenden Menschenleben gedenken, die die deutsche Besatzung in Griechenland gefordert hat. Kinder, Frauen, Alte – sie wurden die ersten Opfer des Hungers, der im Winter 1941/42 vor allem in den Städten grassierte. Wir gedenken auch der Opfer der in deutschem Namen begangenen Kriegsverbrechen: Distomo, Kalavrita, Kommeno – dies sind nur einige Orte des Schreckens und des unermesslichen Leids. Und: wie überall in Europa sind unsere Gedanken bei den Opfern aus den stolzen und traditionsreichen jüdischen Gemeinden Griechenlands, die mit mörderischer Effizienz aus ihren Städten und Dörfern in die Konzentrationslager gebracht wurden.
Opfer, die gleichzeitig Handelnde in einem verbrecherischen Krieg waren: mit dieser schmerzlichen Gleichzeitigkeit müssen wir, die Nachfahren der hier bestatteten deutschen Soldaten leben. Von diesem Dilemma des Gedenkens gibt es kein Entrinnen – wir müssen es aushalten.
Das Geschehene lässt sich nicht ungeschehen machen, aber es muss uns als Mahnung dienen: Nie wieder! Nie wieder Krieg!
Unsere konkrete Antwort auf diesen historischen moralischen Auftrag lautet: Europa! Heute schicken wir uns in Europa an, unsere Union noch weiter zu festigen, noch weiter auszubauen. Gerade letzte Woche wurde eine engere militärische Zusammenarbeit vereinbart. Heute stehen unsere Soldaten kameradschaftlich Seite an Seite gegen die, die uns und die uns einenden Werte bedrohen. Heute können wir stolz auf unsere Armee, auf die Bundeswehr sein, deren wichtigste Mission die Verteidigung von Frieden und Freiheit ist. Nicht nur in Europa, sondern auch in Afghanistan, Μali, Sudan, Somalia, in der West-Sahara, im Libanon oder auch in Syrien.
Die Toten mögen in Frieden ruhen, Ας αναπαυθούν οι ψυχές όλων εν ειρήνη!
Ich danke Ihnen.