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Grußwort des Botschafters Dr. Ernst Reichel, beim Abendessen der DGIHK anlässlich der TIF 2019 in Thessaloniki

Abendessen der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer im Hotel Makedonia Palace in THessaloniki

Botschafter Reichel beim Abendessen der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer anlässlich der TIF 2019 im Hotel Makedonia Palace in Thessaloniki, © www.griechenland.ahk.de

08.09.2019 - Rede

Botschafter Dr. Ernst Reichel hat beim Abendessen der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer anlässlich der TIF 2019 im Hotel Makedonia Palace in Thessaloniki ein Grußwort gehalten.

Anreden,

Zu Beginn ein herzliches Dankeschön an die Deutsch-Griechische Industrie- und Handelskammer für die Ausrichtung dieses besonderen Abendessens. Dass wir, lieber Herr Präsident Marangos, unsere neuen Aufgaben praktisch zeitgleich angetreten haben, bedeutet, dass wir hoffentlich noch viel Erfolgreiches zusammen unternehmen werden. Vielen Dank für den freundlichen Empfang und auf gute Zusammenarbeit!

Meine Damen und Herren,

sehr geehrter Herr Minister Georgiadis,

Ihre Anwesenheit und die aller Vize-Minister des Schlüsselministeriums für Entwicklung und Investitionen beweist eindrucksvoll das Interesse auch der neuen griechischen Regierung an engen und vertrauensvollen Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland. Dass der Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit im Zentrum künftiger, noch intensiverer bilateraler Beziehungen stehen soll, hat Ministerpräsident Mitsotakis vor 10 Tagen bei seinem Gespräch mit Bundeskanzlerin Merkel in Berlin deutlich gemacht. Eine Aufgabe für die nächsten Monate ist dabei das Ausloten zusätzlicher Investitionsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen in Griechenland, insbesondere im Bereich von Umwelttechnik, Energie und Klimaschutz.

Wir alle spüren den Optimismus, der sich in unserem Partnerland Griechenland nach einem ganzen Jahrzehnt der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialkrise endlich wieder verstärkt. Viele Meldungen der letzten Zeit machen Mut, dass wir in den deutsch-griechischen Wirtschaftsbeziehungen allmählich wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen können. So ist der Eurozonen-Wirtschaftsklimaindikator ESI im August für Griechenland überdurchschnittlich gestiegen, seit Anfang dieses Monats sind auch die letzten Kapitalverkehrskontrollen aufgehoben, die Arbeitslosigkeit ist weiter rückläufig und die spreads sind so tief wie lange nicht.

Gleichwohl wissen wir alle: es bedarf eines sehr langen Atems und viel Arbeit, um diese positiven Entwicklungen zu verstetigen, die Realwirtschaft zu erreichen sowie den großen Investitionsbedarf des Landes zu decken. Nicht zuletzt im Bereich der Verwaltungsreformen, der Modernisierung des Justizwesens sowie bei einer ausgewogenen, verlässlichen Finanzpolitik.

All diese Maßnahmen, und das spüren Sie als Unternehmerinnen und Unternehmer unmittelbar, müssen vor dem Hintergrund einer sich eintrübenden Weltkonjunktur und vielerlei internationaler Unordnung in der globalen Wirtschaft erst recht geschehen: vor dem Hintergrund von weltweiten Handelskonflikten, bis hin zum Brexit, der natürlich auch an der EU wirtschaftlich nicht spurlos vorbeigehen wird – besonders, wenn er „ohne Deal“ stattfindet. Umso besser für Deutschland und die Europäische Union, Griechenland als stabilen Partner an unserer Seite zu wissen. Je größer die internationalen Herausforderungen sind, umso mehr muss Europa als Stimme der Vernunft und Mäßigung zusammenhalten. Nur mit diesem Zusammenhalt bringen wir Europäer ein Gewicht auf die Waagschale, das Wirkung verspricht.

Meine Damen und Herren,

ich freue mich, dass wir als Botschaft und Deutsch-Griechische Industrie- und Handelskammer im nächsten Jahr eine Vielzahl von Aktivitäten planen, die dazu beitragen werden, die griechische Wirtschaft bei dem so dringend benötigten Innovationsschub zu unterstützen. Am 17.- und 18. November findet im Stavros Niarchos Kulturzentrum in Athen ein Innovationsforum unter dem Motto „Innovation als Wachstumsmotor“ statt. Mit ihm wollen wir Erfolgsgeschichten für innovative Produkte aus unseren beiden Ländern darstellen und Vertreter deutscher Unternehmen mit der lebendigen start-up community in Griechenland zusammenbringen. Dies ist wichtig gerade zur weiteren Steigerung des Exports und zur Verbesserung der beruflichen Perspektiven junger Griechen. Wir sind überzeugt, dass diese Veranstaltung auf das besondere Interesse der neuen Regierung stoßen wird. Gerade beim Thema Know-How-Transfer gibt es bereits eine sehr enge bilaterale Zusammenarbeit, an die wir, verehrter Herr Vize-Minister Dimas, gerne anknüpfen wollen.

Die 85. Internationale Messe von Thessaloniki im September 2020 wird dann im Zeichen von Deutschland als Partnerland der TIF stehen. Unser Partnerland-Status im nächsten Jahr ehrt uns. Er gibt uns die Möglichkeit, hier in Thessaloniki die Leistungsfähigkeit deutscher Unternehmen zu präsentieren und Anstöße für die Chancen regionaler Wirtschaftskooperation in der Gesamtregion zu geben.

Meine Damen und Herren,

der Norden Griechenlands ist nicht nur landschaftlich wunderschön, sondern hier befinden wir uns in der Herzkammer der deutsch-griechischen Beziehungen. Die Verbindungen zwischen den Menschen unserer beiden Länder, bei Bildung und Kultur, aber auch auf dem Feld der Wirtschaft, sind im Großraum Thessaloniki besonders eng. Dass Griechenland für deutsche Unternehmen wieder an Attraktivität zulegt, lässt sich durch Investitionen auf dem nordgriechischen Markt besonders gut belegen – in erster Linie in den Bereichen IT, Erneuerbare Energien, Tourismus und wissensintensive Dienstleistungen.

Ein langjähriges und den allermeisten von Ihnen sehr gut bekanntes Gesicht, das für unsere bilateralen Wirtschaftsbeziehungen wie kaum ein Zweiter steht, ist Herr Stefanos Tziritis, Vizevorsitzender der DGIHK und Beauftragter für Nordgriechenland.

Damit komme ich zum zweiten Teil meiner Ausführungen.

Sehr geehrter Herr Tzirits,

mit großer Freude darf ich Ihnen heute im Rahmen dieses festlichen Abendessens das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aushändigen, das Ihnen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 7. Juni 2019 in Berlin verliehen hat.

Sie, Herr Tziritis, sind als Absolvent der Deutschen Schule Thessaloniki und als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes mit Abschluss „Diplom-Ingenieur“ an der Technischen Universität Berlin seit Kindheit an mit Deutschland in vielfältiger Weise verbunden. Wie ich mir sagen ließ, gehörten Sie zum ersten Jahrgang der DST nach Wiederöffnung der Schule - im Anschluss an die Zeit der deutschen Besatzung von Thessaloniki, die so schreckliche Spuren in der Geschichte der Stadt hinterließ. Und Sie erlernten Ihre notwendigen Deutschkenntnisse für die Aufnahmeprüfung innerhalb nur eines griechischen Sommers – ich kann meinerseits schon jetzt sagen, dass ich mit der griechischen Sprache mehr Mühe haben werde!

Nach ihrem Studium kehrten Sie nach Griechenland zurück und arbeiteten zunächst als Bauingenieur sowohl in der Planung als auch in der Konstruktion. Im Jahr 1980 gründeten Sie in Thessaloniki die Firma ISOMAT (in Anlehnung an den deutschen Begriff „Isolationsmaterialien“) zur Herstellung von bauchemischen Produkten und Trockenmörteln mit deutschem „Know how“. Seitdem wächst dieses -im besten Sinne mittelständische- Unternehmen stetig und ist heute der größte und mit am schnellsten wachsenden Baustoffhersteller in Griechenland. Bis heute sind Sie in der Leitung von ISOMAT, Ihres Lebenswerks, tätig, und kommen täglich ins Büro. Sie wissen jedoch das Schicksal Ihres Unternehmens bei Ihren beiden Kindern Ioanna und Athanassios, die ebenfalls in Deutschland studiert haben, in den allerbesten Händen.

Die Firma ISOMAT produziert und vertreibt mehr als 350 verschiedene Produkte, die in 55 Länder weltweit exportiert werden. In Rumänien, Serbien, Bulgarien, Russland, Slowenien und der Türkei verfügt ISOMAT über eigene Tochterunternehmen, in Serbien und Rumänien sogar über eigene Produktionsstätten. ISOMAT bezieht den Großteil der bauchemischen Rohstoffe bei renommierten deutschen Unternehmen. 2017 übernahmen Sie die Firma TRIANGEL Spezialbaustoffe GmbH in Forst bei Karlsruhe, Ihren bisherigen Vertriebspartner für Deutschland. ISOMAT beschäftigt heute knapp 400 Personen und gehört damit in Griechenland zu den größeren Unternehmen. Betriebsinterne Fortbildung wird bei Ihnen großgeschrieben. Aus der Krise der letzten Jahre ist ISOMAT gestärkt hervorgegangen, obwohl der Absatz Ihrer Produkte auf dem Heimatmarkt zeitweise dramatisch eingebrochen war.

2006 wurden Sie zum „Unternehmer des Jahres von Nordgriechenland“ gewählt. Jedoch nicht nur wegen Ihrer großen unternehmerischen Erfolge hat der Herr Bundespräsident entschieden, Sie auszuzeichnen. Sondern auch, weil Sie sich gleichzeitig über viele Jahre ehrenamtlich für die deutsch-griechischen Wirtschaftsbeziehungen und für die berufliche Ausbildung junger Menschen engagiert haben. Seit 2010 sind Sie Mitglied im Vorstand, seit 2011 Vizevorsitzender der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer und gleichzeitig Vorsitzender des Ausschusses Nordgriechenland. Davor waren Sie lange Jahre Vizevorsitzender des Industrieverbandes von Nordgriechenland.

Bis heute sind Sie, lieber Herr Tziritis, für Botschaft und Generalkonsulat, aber auch für Besucher aus Deutschland, ein kundiger Ratgeber, der Potentiale und Probleme des Wirtschaftsstandorts Griechenland aus seiner unternehmerischen Tätigkeit vermittelt. Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass wir auf Ihre reiche Erfahrung und Ihren Einsatz auch in Zukunft zählen können – gerade mit Blick auf die Thessaloniki-Messe im nächsten Jahr, die uns alle besonders fordern, die uns aber auch eine großartige Plattform bieten wird.

Angesichts Ihres herausragenden Einsatzes, der einen großen Gewinn für die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Griechenland und Deutschland darstellt, freue ich mich nun, Ihnen das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland zu überreichen.


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