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Rede von Botschafter Dr. Ernst Reichel zum Tag der Deutschen Einheit

Tag der Deutschen Einheit in Athen

Botschafter Dr. Ernst Reichel hat anlässlich des Empfangs zum Tag der Deutschen Einheit und 30 Jahre Mauerfall eine Rede gehalten, © Deutsche Botschaft Athen

03.10.2019 - Rede

Botschafter Dr. Ernst Reichel hat anlässlich des Empfangs zum Tag der Deutschen Einheit und des 30. Jubiläums des Mauerfalls eine Rede gehalten.

Anreden,

meine Damen und Herren, liebe Freunde!

Auch im Namen meiner Frau und aller Kollegen an der deutschen Botschaft herzlich willkommen und vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Wir freuen uns sehr, dass Sie mit uns den Tag der Deutschen Einheit und 30 Jahre Fall der Mauer feiern. Lassen Sie mich das, was ich heute sagen möchte, ein wenig persönlicher formulieren, als es sonst üblich ist.

Meine Frau und ich haben Anfang 1990 nach dem Fall der Mauer den Osten Deutschlands bereist und (als Westdeutsche) in Leipzig an einer Montagsdemonstration teilgenommen. Auf ihr gingen die Rufe „Wir sind das Volk“ über in „Wir sind ein Volk“. Es war ein unvergessliches Erlebnis, an einem historischen Moment teilzunehmen, in dem das Volk seinem Willen friedlich, aber unmissverständlich Geltung verschafft.

Der Fall der Mauer und die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands folgten, wie sich manche erinnern werden, kurz aufeinander. Sie waren der Triumph des Freiheitswillens der Menschen in der damaligen DDR. Sie waren möglich, weil wir Deutsche die Solidarität unserer Freunde in Europa und Nordamerika hatten – und weil die Führung der Sowjetunion damals die Klugheit besaß, sich nicht gegen den Strom der Geschichte zu stellen.

Heute ist die Einheit Deutschlands eine Selbstverständlichkeit. So manche Befürchtungen, was für eine Art von Deutschland aus der Vereinigung entstehen würde, haben sich als falsch und unbegründet erwiesen. Mehr noch als damals ist Deutschland ein Land mit europäischem Bekenntnis. Die Solidarität mit unseren europäischen Freunden, der Zusammenhalt in Europa und das Bekenntnis zum Multilateralismus stehen für uns an erster Stelle. Dies ist umso wichtiger, als wir es heute mit Populismus, Unvernunft und Egoismus zu tun haben, die uns im Innern, aber auch auf der globalen Bühne täglich begegnen.

Dies ist die Philosophie, mit der Deutschland sein historisch so enges Verhältnis zu Griechenland in den nächsten Jahren gestalten will. Sowohl in Deutschland als auch in Griechenland, davon bin ich überzeugt, ist die Zeit gekommen, Stereotypen und Obsessionen beiseitezulegen. Und uns darauf zu besinnen, wie viel uns über die Jahrhunderte verbunden hat, und wie viel uns heute verbindet. Zu einer Normalität zu finden, die uns in die Lage versetzt, die Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Nach dem wirtschaftlichen tiefen Tal, das Griechenland auch heute noch nicht durchschritten hat, sind alle Energien auf die wirtschaftliche Erholung gerichtet. Deutschland ist hier ein sehr bereitwilliger, solidarischer Partner. Und als global vernetzte, größte Volkswirtschaft Europas mit einer Vorreiterrolle bei grüner Wirtschaftsentwicklung haben wir, denke ich, eine Menge anzubieten. Wir sind traditionell Griechenlands Handelspartner Nr. 1, und einer der wichtigsten Investoren, aber das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Deshalb ist es besonders erfreulich, dass Deutschland im nächsten Jahr das Partnerland der Internationalen Messe Thessaloniki sein wird. Wir bereiten uns bereits intensiv auf unseren Auftritt dort vor. Wir wollen die Messe als eine Art Kristallisationspunkt für die Verstärkung unserer Wirtschaftszusammenarbeit, der Zusammenarbeit in Wissenschaft und Bildung, wie auch der kulturellen Präsentation Deutschlands nutzen. Deshalb organisieren wir unter anderem eine Serie von hochkarätigen wirtschaftlichen Events, die uns bis zur Messe nächsten September führen:

  • Bereits im September die Europakonferenz der deutschen Auslandshandelskammern hier in Athen,
  • nächsten Monat ein Innovationsforum im Stavros Niarchos-Kulturzentrum, und
  • im 1. Quartal 2020 die von Premierminister Mitsotakis und Bundeskanzlerin Merkel vereinbarte Konferenz in Berlin zu „grünem Wachstum“.

All das macht mich optimistisch, dass wir zwar keine Wunder erleben werden, aber dennoch Ende 2020 gemeinsam besser dastehen werden. Die Grundlagen hierfür werden jetzt gelegt, und sind auch in den letzten Jahren – unter Opfern – gelegt worden.

Meine Damen und Herren,

Sie wissen, dass ich erst vor gut zwei Monaten hier angekommen bin. Es ist ein glücklicher Umstand für mich, dass ich mithelfen kann, die sich heute bietenden Chancen zu ergreifen. Bei der wirtschaftlichen Weiterentwicklung Griechenlands ebenso wie bei der deutsch-griechischen Partnerschaft und Freundschaft in ihrer ganzen Breite.

Ich möchte mein Glas erheben auf den Erfolg Griechenlands, und auf die Freundschaft Griechenlands und Deutschlands als enge Partner in der Europäischen Union.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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