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Gedenkrede von Botschafter Ernst Reichel am Volkstrauertag auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Dionysos-Rapentosa

Gedenkrede von Botschafter Ernst Reichel am Volkstrauertag auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Dionysos-Rapentosa

Gedenkrede von Botschafter Reichel am Volkstrauertag auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Dionysos-Rapentosa, © Deutsche Botschaft Athen

14.11.2021 - Rede

Traditionell wurde am Volkstrauertag aller Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft mit einer Gedenkfeier mit Kranzniederlegung auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Dionysos-Rapentosa gedacht.

Liebe Kollegen,

sehr geehrte Anwesende,

herzlichen Dank, dass Sie zum diesjährigen Volkstrauertag gekommen sind, um gemeinsam mit mir aller Opfer zu gedenken, die ihr Leben in Kriegen und unter gewalttätigen Regimen verloren haben.

Hier auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Dionysos-Rapentosa haben fast 10.000 Soldaten aus dem II. Weltkrieg ihre letzte Ruhestätte gefunden. An diesem Ort liegen deutsche Soldaten, gefallen in ganz Griechenland, fern der Heimat und fern ihrer Familien. Wir gedenken heute dieser jungen Soldaten, die von einer verbrecherischen Führung in den Krieg geschickt wurden. Sie verloren ihr Leben für einen nationalen Wahn der von viel zu vielen im damaligen Deutschland geteilt wurde. Millionen und Abermillionen Menschen sind durch den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust zu Tode gekommen. Abermillionen Menschen verloren ihre Gesundheit, ihre Angehörigen, ihre Heimat.

Man kann das Gedenken, dem der Volkstrauertag dient, nicht auf die gefallenen Soldaten und schon gar nicht auf die gefallenen deutschen Soldaten beschränken. Es ist eine Verpflichtung, an diesem Tag aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken. Der gefallenen Soldaten aller Länder, der Opfer von Gewaltherrschaft und Terror. Hier in Griechenland ist kaum ein Dorf von Krieg und Gewalt verschont geblieben, und wir gedenken hier und heute auch der Abertausenden Menschenleben, die die deutsche Besatzung in Griechenland gefordert hat. Allen ihnen gilt heute unsere ehrende Anteilnahme.

Wir als Deutsche wollen und müssen uns dieser, unserer Vergangenheit stellen.

Wir können das Geschehene nicht rückgängig machen und wir können es auch nicht ignorieren, relativieren oder umdeuten. Der einzige Weg, der uns bleibt, ist, entschieden dafür einzutreten, dass Krieg und Diktatur keine Option für die Zukunft sind. Mit aller Kraft müssen wir im Inneren für Demokratie und Toleranz und im Äußeren für Verständigung und Versöhnung einstehen.

Heute stehen wir, Griechen, Deutsche und viele andere, als Partner und Freunde zusammen und arbeiten an einem friedlichen und solidarischen Europa. Dies ist nicht einfach und schon gar nicht selbstverständlich. Unsere Gemeinsamkeit als Europäer, unsere gemeinsamen Werte und Überzeugungen geben uns heute die Möglichkeit, in einer komplizierter werdenden, sich rasch wandelnden Welt unsere Sicherheit zu schützen und füreinander einzustehen. Wir Deutsche sind dankbar, dass wir Teil dieser Gemeinschaft sind. Dass uns die europäischen Nachbarn und ehemaligen Kriegsgegner die Hand der Versöhnung gereicht haben, ist ein wertvolles Geschenk, das es zu bewahren gilt. Dies müssen wir uns stets bewusstmachen.

An Orten wie diesem spüren wir den Schrecken und die Sinnlosigkeit des Krieges und ungezügelter Gewalt. Lassen Sie uns daher aus der Erinnerung die Überzeugung und die Kraft finden, uns für das Gemeinsame einzusetzen und das Trennende zu überwinden.

Meine Damen und Herren!

Die Toten mögen in Frieden ruhen, „ας αναπαυτούν οι ψυχές όλων εν ειρήνη“

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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