Willkommen auf den Seiten des Auswärtigen Amts

Rede von Botschafter Dr. Ernst Reichel zum Tag der Deutschen Einheit

Botschafter Ernst Reichel

Botschafter Ernst Reichel, © Deutsche Botschaft Athen

05.10.2022 - Rede

Botschafter Dr. Ernst Reichel hat anlässlich des Empfangs zum Tag der Deutschen Einheit im „The Ellinikon Experience Centre“ am 5. Oktober 2022 eine Rede gehalten.

Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrte Minister und Abgeordnete,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

Guten Abend! Auch im Namen meiner Frau und der Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Botschaft sage ich Ihnen „Herzlich Willkommen“, und ich freue mich, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind.

Es tut mir sehr leid, dass unser vorgesehener zweiter Redner des Abends, der stv. Premierminister Pikrammenos, sehr kurzfristig aus Gesundheitsgründen absagen musste.

Umso mehr freut es mich aber, dass als besonderer Gast aus Berlin der Bundestagsabgeordnete Thomas Rachel mit seiner Gattin, Frau Rachel-Tsakona, zu uns gekommen ist. Viele von Ihnen kennen ihn bereits als einen besonderen Freund Griechenlands.

Sie haben es ja alle gesehen - wir feiern heute nicht am gewohnten Ort in Halandri. Die Residenz dort ist zur Zeit eine Baustelle. Deshalb mag es Ihnen merkwürdig erscheinen, dass wir als Ersatzort eine andere Baustelle ausgesucht haben.

Aber dieser Ort - gewissermaßen die Keimzelle für das derzeit größte Stadtentwicklungsprojekt in Europa - enthält Fantasie, wenn Sie sich vorstellen, wie es hier in einem, fünf oder zehn Jahren aussehen mag. Dieser Platz steht für einen Entwurf der Zukunft Athens.

Und er symbolisiert den wirtschaftlichen Fortschritt, den wir im ganzen Land erleben und erhoffen, und ein neues Selbstbewusstsein in Griechenland. Hierüber freuen wir uns auch in Deutschland.

Und dass wir hier den deutschen Nationalfeiertag feiern, lässt mich daran denken, dass auch Deutschland, als führender ausländischer Investor und Handelspartner für Griechenland, bei dieser positiven Entwicklung eine nicht unwesentliche Rolle spielt.

Lassen sie mich an dieser Stelle sehr herzlich Lambda Development danken, dass wir hier heute feiern dürfen.

Ebenso bedanke ich mich bei dem Kinderchor der Kirche Agia Varvara von Argyroupoli und dem Underground Youth Orchestra, die eben die Hymnen unserer beiden Länder aufgeführt haben.

Meine Damen und Herren,

dass dieser Fortschritt, von dem ich gesprochen habe, in eine Zeit sich kumulierender Krisen und Unsicherheiten fällt, macht ihn umso bemerkenswerter. Sie wissen natürlich, wovon ich hier spreche: von der Pandemie, vom brutalen russischen Angriffskrieg in der Ukraine, vom Klimawandel, der allmählich in unserem täglichen Leben zum Problem wird, von der Inflation, und natürlich auch von der bedrohlichen Rhetorik, die von der Türkei gegen Griechenland gerichtet wird.

Ich bin mir sicher, dass wir diese turbulente Zeit überstehen werden. Denn diese Krisen, die ich aufgezählt habe, haben eines gemeinsam: Wir treten ihnen als Europäer gemeinsam und solidarisch entgegen, als Freunde in Europa, die an gemeinsame Werte glauben und gemeinsame Werte verteidigen.

In der Pandemie haben wir rasch zu einer gemeinsamen Beschaffung von Impfstoff durch die EU gefunden. Sie hat einen Wettlauf der einzelnen Mitgliedstaaten um dieses anfangs noch knappe Gut verhindert.

Wir haben außerdem die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie unter massivem finanziellem Einsatz der EU gemeinsam abgefedert - auch jetzt noch läuft die Anstrengung, diese Milliarden in sinnvollen und wirkungsvollen Zukunftsprojekten umzusetzen. Das Leitmotiv der gesamten Anstrengung lautet: europäische Solidarität.

Ich bin auch besonders erfreut, dass die internationale Antwort auf den beispiellosen Eroberungskrieg Russlands in der Ukraine so geschlossen und kraftvoll ausfällt - und dass Griechenland dabei so klar und unzweideutig Position bezieht.

Dieser Krieg bedroht nicht nur die Ukraine, sondern die Sicherheit in ganz Europa, sogar darüber hinaus: Denn wenn Russland in dem Krieg tatsächlich oder dem Anschein nach erfolgreich ist, können wir weitere Aggressionen auch anderswo nicht ausschließen.

Einen nicht ganz unbedeutenden Beitrag beim Beistand für die Ukraine leisten Griechenland und Deutschland in Kooperation, indem Griechenland 40 Panzerfahrzeuge sowjetischer Bauart in die Ukraine liefert, die durch deutsche Fahrzeuge ersetzt werden. Ich möchte mich sehr für die vertrauensvolle Zusammenarbeit beim Abschluss dieser Vereinbarung bedanken.

Der Klimawandel und die Transformation hin zu einer nachhaltigen Form des Wirtschaftens darf bei all den anderen akuten Krisen nicht vergessen werden.

Griechenland und Deutschland ziehen dabei in der EU an einem Strang, und auch hier bewährt sich die europäische Solidarität: Es ist die EU, die wesentliche Teile des Geldes zur Verfügung stellt, um die großen Investitionen zu finanzieren. Hinter der EU stehen natürlich die Mitgliedstaaten, die sich zusammenschließen und Lasten solidarisch teilen.

Lassen Sie mich schließlich zur Türkei kommen. Sie werden vielleicht den kürzlichen Besuch unserer neuen Außenministerin Annalena Baerbock hier in Athen und in der Türkei verfolgt haben.

Falls ja, werden Sie festgestellt haben:

Je bedrohlicher die Rhetorik ist, die aus dem Osten kommt, je offener die derzeitige türkische Führung das internationale Recht und die griechische Souveränität in Frage stellt, umso klarer sind die öffentlichen Zurückweisungen aus Berlin.
Deutschland steht solidarisch an der Seite Griechenlands.

In einer Zeit, in der die Ukrainer um ihr Überleben als Nation kämpfen, müssen wir entschlossener denn je und in ganz Europa das Völkerrecht verteidigen. Denn das Völkerrecht ist die Grundlage für den Frieden - die Alternative wäre das schrankenlose Recht des militärisch Stärkeren, der sich über militärisch Schwächere hinwegsetzt.

Meine Damen und Herren, liebe Freunde,

jetzt aber genug von Krisen und Herausforderungen. Lassen Sie uns gemeinsam einen schönen Abend verbringen, im Bewusstsein, dass Deutschland und Griechenland auch in dieser turbulenten Zeit enge Freunde und Partner sind, und auf einem sehr guten, gemeinsamen Weg sind.

Für diese enge Freundschaft, für die Partnerschaft in Politik, Wirtschaft, Kultur, oder Verwaltung, und für die engen zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Griechenland und Deutschland stehen beispielhaft Sie, liebe Gäste!

Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich mich noch bei den Sponsoren bedanken, die sich heute Abend hier präsentieren. Ebenso danken möchte ich der Deutsch-Griechischen Auslandshandelskammer, unserem Kooperationspartner bei diesem Empfang.


nach oben