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Gedenkrede von Botschafter Andreas Kindl am Volkstrauertag auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Dionysos-Rapentosa

Gedenkrede von Botschafter Andreas Kindl am Volkstrauertag auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Dionysos-Rapentosa

Gedenkrede von Botschafter Andreas Kindl am Volkstrauertag auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Dionysos-Rapentosa, © Deutsche Botschaft Athen

19.11.2023 - Rede

Traditionell wurde am Volkstrauertag aller Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft mit einer Gedenkfeier mit Kranzniederlegung auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Dionysos-Rapentosa gedacht.

Es gilt das gesprochene Wort!

Exzellenzen, sehr geehrte Anwesende!

ich danke Ihnen und freue mich sehr, dass Sie heute gekommen sind.

„Wir gedenken heute“ – Sie haben es gerade gehört – „aller Opfer von Gewalt und Krieg aller Völker“. Mit Ihrer Anwesenheit am heutigen Tag zeigen Sie Ihre Unterstützung für dieses Anliegen; Ihre Verbundenheit und Ihre Freundschaft.

Sie haben es noch in den Ohren:

Unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern; unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen.

Aber Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg.

Liebe Laurence, Frankreich und Deutschland sind sehr früh nach dem zweiten Weltkrieg einen besonderen Weg gegangen – von wiederholter Vernichtung und schlimmer Zerstörung zu einer engen Freundschaft. Élysée-Vertrag, Deutsch-Französisches Jugendwerk, Städtepartnerschaften und eben auch Soldatenfriedhöfe sind Kernelemente dieser Freundschaft. Und diese deutsch-französische Versöhnung konnte gelingen im Rahmen der Europäischen Union, die wir das erfolgreichste Friedensprojekt in Europa nennen.

Auch in diesem Jahr stehen wir auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Dionysos-Rapentosa, wo fast 10.000 Soldaten ihre letzte Ruhe gefunden haben. Über 99% dieser Soldaten sind im 2. Weltkrieg gestorben. Eingeweiht wurde dieser Friedhof mehr als 30 Jahre nach dem Ende der deutschen Besatzung Griechenlands. Und damit ist dieser Friedhof selbst auch ein historisches Beispiel für den kontinuierlichen Versuch, mehr für den Frieden zu tun.

Was ich in den ersten wenigen Wochen hier schnell begriffen habe: nach einer brutalen nationalsozialistischen Besatzung wirkt das Leid bis heute nach, die Erinnerung an die griechischen Opfer ist sehr lebendig; die deutsch-griechische Nachkriegsgeschichte ist eine komplizierte. Sie ist auch geprägt von den Konsequenzen aus der jeweils eigenen Erinnerungsarbeit. Die Etappen gemeinsamer Erinnerungsarbeit wie etwa die Vereinbarung zur Einrichtung dieses Friedhofs oder in den letzten Jahren das deutsch-griechische Jugendwerk und der deutsch-griechische Zukunftsfonds sind deswegen sehr wichtig. In diesen Momenten sehen wir mit Dankbarkeit die Arbeit an einem Frieden, der mehr ist als die Abwesenheit von Krieg.

Natürlich werden die Wunden der Vergangenheit niemals ganz heilen. Aber die Erinnerung soll uns Mahnung sein, dass sich das Geschehene niemals wiederholen darf.

Heute stehen wir – als Partner und Freunde – zusammen und arbeiten an einem friedlichen, gemeinschaftlichen und solidarischen Europa.

Wir leben aber in einer Zeit großer Herausforderungen. Nicht nur in Europa und an der europäischen Peripherie sterben Menschen in Kriegen. Millionen Menschen flüchten vor Krieg oder aus wirtschaftlicher Not, zunehmend auch nach Europa. Viele dieser Menschen sterben auf dem Weg. Es wird uns allen viel abverlangt, um diese großen Herausforderungen zu meistern.

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine Anfang 2022 und dem Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf israelisches Staatsgebiet am 7. Oktober dieses Jahres ist der Krieg wieder zur nahen Realität geworden. Im Angesicht dieser Kriege müssen wir verstehen, wie wichtig unser Einsatz für Frieden und gegen Gewalt ist.

Am Volkstrauertag schauen wir zurück auf die Schrecken der Kriege, aber auch voraus auf die Bewahrung von Frieden, Demokratie und Menschenrechten. Das bringt uns keinen einzigen Gefallenen zurück, aber es kann verhindern, dass die nächste Generation wiederum Gefallene beklagen muss.

Meine Damen und Herren!

Die Toten mögen in Frieden ruhen!

Ich danke Ihnen.

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